Schweiß

Im Gegensatz zu Bako ist der Mulu Nationalpark eine sehr ruhige Angelegenheit. Die meisten Wege liegen auf Stelzen über dem Boden und man muss sich kaum abmühen. Trotzdem rinnt der Schweiß.

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Von Kuching ging es mit einer winzigen Propellermschine tief in den Dschungel. Das Dorf vor dem Park mag vielleicht 100 Einwohner zählen. Die wichtigste Anbindung sämtlicher Ortschaften hier ist neben dem Fluss jedoch häufig der Flughafen. Das Flugzeug, mit dem wir fliegen, erinnert mehr an eine Chartermaschine als an einen Linienflug. Neben sitzen lediglich drei weitere Fluggäste, die restlichen Plätze der winzigen Maschine sind leer. Ein gebürtiger Auftakt für eine Reise in den Urwald.

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Neben der Abgeschiedenheit besuche ich den Park insbesondere wegen der vielen Höhlen. Der Mulu Park verfügt über eins der größten Höhlensysteme der Welt. Direkt nach meiner Ankunft besuche ich die ersten Höhlen und bin von ihrer Größe schier überwältigt. Meine Lampe reicht nicht bis zum anderen Ende. Überall gehen weitere Tunnel ab. Die Höhlendecken sind übersät mit Fledermäusen. Angeblich hausen hier etwa drei Millionen Tiere. Nach unserem Ausflug in die Höhlen warten wir vor ihrem Ausgang auf den Exodus der Fledermäuse. Noch weit vor Einbruch der Dämmerung verlassen sie in einer ewigen Prozession die Kammer. Die Unmenge der Tiere wird einem erst bewusst, wenn unzähligen Minuten am Stück eine Kette an Fledermäusen über einen hinweg fliegen. Die Luft ist erfüllt vom Rauschen ihres Flügelschlags.

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Irgendwann mache ich mich auf den Weg zurück zum Ausgang. Diesmal geht ich jedoch einen Weg auf dem Waldboden, von dem ich mir einige weitere Tiersichtungen verspreche. Tief im Gestrüpp bemerke ich, dass die Dämmerung doch langsam einsetzt. Der Wald um mich herum wird immer dunkler, die Geräusche immer lauter. Überall raschelt es, Vögel schreien, Insekten zirpen. Der Weg wird immer enger, Gras und Insekten Streifen meine Beine. Immer wieder fliegen mir Fledermäuse am Gesicht vorbei. Meine Schritte beschleunigen sich, ich entscheide, meine Stirnlampe einzuschalten.

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Der Wald wird in blasses Licht getaucht, was die komplette Situation nicht weniger gespenstisch erscheinen lässt. War es vorher die Ungewissheit, was mir über den Weg laufen könnte, so sehe ich jetzt unzählige Augenpaare aus dem Wald zurück scheinen. Die meisten sind klein, ganz wenige sind etwas größer. Die winzigen Augen gehören den Spinnen, die überall am Wegesrand, auf den Blättern, im Gestrüpp sitzen. Die großen gehören bestenfalls Mäusen und Eichhörnchen. Gleichzeitig lockt mein Licht auch weitere Tiere an. Nachdem mir erneut eine Motte direkt ins Gesicht geflogen ist, schalte ich die Lampe wieder aus. Der Parkausgang scheint auch aus der Ferne durch das Blattwerk. Und vielleicht ist es auch besser nicht exakt zu wissen, was sich alles um einen herum so alles bewegt. Jetzt, da meine Lampe ausgeschaltet ist, sehe ich nur noch ein Meer fliegender Lichter um mich herum. Tausende fireflies schweben durch den Urwald. Die letzten paar hundert Meter begleitet mich nur ihr Schein.

Ich gehe verschwitzt in Richtung Ausgang. Vielleicht war es die urwäldliche Hitze und Feuchtigkeit oder die Anstrengung . Vielleicht aber auch das mulmige Gefühl.


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