Die letzten Meter

Der letzte große Anstieg, der letzte Aussichtspunkt, der lange Abstieg, die Busfahrt zurück in die Zivilisation.

In Tatopani verabschiede ich mich auch von meinen letzten Reisebegleiter und trete die Wanderung über Ghorepani nach Nayapol alleine an. Die letzten, aber harten, Kilometer. Nach einem Tag in den heißen Bädern Tatopanis kommen einem die beinah 2000 Höhenmeter, die man in eins zurück legen muss, doppelt so hart vor. Und all das macht man nur, um am nächsten Morgen direkt noch einmal etwa 400 Meter zu erklimmen und den Sonnenaufgang auf Poon Hill, all die Achttausender im Hintergrund, zu bestaunen.

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Sowohl die Wanderung nach Ghorepani als auch der morgendliche Ausflug zum Aussichtspunkt kommen überraschend leicht aus den Beinen. Das Höhentraining der vergangenen Wochen zahlt sich aus. Zwischen all den schnaufenden Touristen fühle ich mich, als würde ich den Berg hoch gleiten. Die Aussicht oben ist auch sehr eingeschränkt, weswegen das Gefühl der Leichtigkeit das größte Highlight des Tages bleibt. Beim Abstieg durch die Rhododendronwälder und tausende von Stufen hinunter ergibt sich ein ähnliches Bild, nur dass ich hier auch noch den verzerrenden Vorteil der Schwerkraft habe. Man merkt den Beginn der Hochsaison daran, dass einem an einem Tag mehr Menschen entgegen kommen, als ich in den vergangenen drei Wochen insgesamt getroffen habe. Gruppe um Gruppe quält sich den Berg hinauf. Und alle bekommen sie ein wohlgelauntes ‘Namaste’ entgegen. Ich bin einfach nur froh. Froh, dass ich auf meinen letzten Metern bin, froh, dass es nur noch bergab geht, froh, dass ich dem kompletten Trubel knapp entwichen bin. Spontan ändere ich auch meinen Plan für das Ende des Treks und nächtige nicht ein letztes Mal direkt am Rande des Parks. Zu groß die Sorge, dass all die Menschenmassen den Gesamteindruck nach unten ziehen. Lieber gehe ich direkt weiter zur Busstation und fahre wieder nach Pokhara. Etwas bin ich auch den Sirenen der Zivilisation verfallen.

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Ich checke ein in meinem alten Hotel, Doppelzimmer mit Fernseher. Stehe ewig lange unter der heißen Dusche, keine Eimer mehr. Schlendere in halbwegs frischen Klamotten durch die Stadt. Verzehren eine riesige Portion absolut unnepalesischem Essens, Calzone aus dem Steinofen. Dir Wanderung ist offiziell abgeschlossen. Ein wahnsinniges Gefühl.

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