Von der Stadt aufs Land

Die Sachen sind schnell zusammen gepackt. Der Rucksack ist prall gefüllt, aber noch gut zu tragen. Ich verabschiede mich von den Bekanntschaften aus dem Hostel und geh raus. Raus auf die Straße.

Mein Weg führt mich weg von der Stadt, hinaus aufs Land.

Ich gehe die Straße hinab zur Trainstation und setze mich in den Zug nach Geelong. Man sieht, wie sich die Stadt langsam in Land verwandelt. Erst fährt man durch die entfernten Vororte Melbournes. Anschließend vorbei an ausgelagerten Industriestätten. Irgendwann nur noch vereinzelt kleine Farmen oder Schuppen. Dazwischen riesige Flächen grünbraunem Graslands. Teilweise von Schafsherden, meist aber von niemandem bevölkert.

Nach einer knappen Stunde erreiche ich endlich meinen Zwischenstopp. Geelong. Südwestlich von Melbourne gelegen und mit ca. 200.000 Einwohnern die nächstgrößte Stadt in Victora. Doch die Reise geht weiter. Nach einer halben Ewigkeit auf dem Bahnhof Geelongs kommt endlich ein Bus, der mich in das abgelegene Dorf Queenscliff fährt. Nach weiteren 90 Minuten erreiche ich endlich mein Ziel. Ein kleiner Bootsverleih im Swan Bay. Hier verbringe ich also knapp eine Woche.

Es ist wirklich mitten im Nichts. Selbst jedes Dorf ist 15 Minuten mit dem Auto entfernt. In Sichtweite befinden sich drei weitere Häuser. Alle drei gehören zur Familie. Meine Gastgeberin, die sicher jenseits der 70 ist, erzählt mir auf der Autofahrt zum Bootshaus stolz, dass insgesamt 13 Verwandte in nächstes Umgebung wohnen. Unter anderem alle ihre Kinder. Ihrem Sohn, einem ehemaligen Soldaten, werde ich die nächsten Tage beim Tagesgeschäft helfen. Er führt alleine den kleinen Bootsverleih und baut nebenbei sein Haus. Keine 250m von seinem Bootsverleih und dem Haus seiner Mutter entfernt. Heute habe ich schon ein wenig geholfen, morgen kommt dann aber die richtige Einweisung in meine zukünftigen Tätigkeiten. Es wird sich bei meinem Job wohl um kleine Arbeiten am fast fertigen Haus und Hilfe mit den Booten handeln.

Es ist jetzt 11 Uhr abends. Gestern kamen wir um diese Uhrzeit grade vom Footballspiel wieder, haben einen kleinen Abstecher ins Casino gemacht und sind dann noch auf eine abgefahrene Halloweenparty gegangen. Hier sitze ich jetzt keine 24 Stunden später in einem kleinen Zimmer mitten im Brachland Victorias und tippe diese Zeilen in mein Notebook. Wann ich ihn veröffentlichen kann steht aber auf einem völlig anderen Blatt, da ich nicht weiß, wie es hier mit dem Internet ist.

Mein Weg führt mich weg von den Lichtern der Stadt, hinein in die Dunkelheit des Landes.

verfasst am 1.11.2008 23:30


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