punked

Was ich von dem heutiigen Tag halten soll, weiß ich nicht. Ob ich ihn jemals einordnen kann, weiß ich auch noch nicht. Mehr als die Hälfte der Zeit dachte ich ernsthaft, das Opfer bei einer  „Versteckte-Kamera-Show“ zu sein.

Nach einer recht langen Nacht habe ich mich gegen Zwei Uhr nachmittags dazu entschieden, den Sonntag in aller Ruhe an meinem bisherigen Lieblingsstrand hier in Sydney zu verbringen. Coogee. Nur eine Buslinie entfernt, sollte ich bis Drei Uhr eigentlich locker da sein. Da ich aber nicht alleine gehen will frag ich nen Inder (nennen wir ihn der Einfachheit halber „Raj“), den ich vor nen paar Tagen hier im Hostel kennen gelernt hab, ob er auch Lust auf Strand hat. Und damit nahm das Chaos seinen Lauf.

Raj meint, er müsse noch schnell auf seinen Bruder warten, der hier auch irgendwo in der Nähe ist, um ihm eine Buskarte zu geben. Sollte nicht länger als ne Viertelstunde auf sich warten lassen. Also nochmal schnell ins Zimmer, Sachen zusammen suchen, bisschen Musik hören und Bollywood-Filme gucken. Mit den ersten drei Punkten bin  ich einverstanden, ddas mit dem Film hat mich leicht verwirrt. Mir wird eine riesige DVD-Box in die Hand gedrückt, jede Disc mit „Happy“, „Happy Happy“ oder „Happy Movie“ beschriftet. Vor lauter Entscheidungsschwierigkeiten nimmt  mir dann Raj die Wahl ab (Happy Happy), legt den Film ein und ist nach fünf Minuten auch schon eifrig am mit summen und singen.

Sein Bruder ist  nach knapp einer halben Stunde immer noch nicht da, da Raj aber eh noch nicht fertig ist   auch nur halb so schlimm. Ihm ist nämlich grad eingefallen, dass er ja noch Haare und Bart stutzen muss (beides darf er nicht schneiden). Eine Viertelstunde später bitte ich ihn nachdrücklich endlich mal seinen Bruder anzurufen und sich zu erkundigen, ob er heute nochmal auftaucht. Nach einem kleinen Telefonat wird mir dann mitgeteilt, dass er das Busticket gar nicht mehr haben möchte. Also endlich los.

Fast an der Bushaltestelle angekommen fällt Raj urplötzlich ein, dass er ja noch ein neues Wochenticket braucht. Also schnell zur Central Station, die zum Glück nur ein paar Gehminuten entfernt ist. Was ich nicht bedacht habe waren die Stehminuten. Seine halbe Tasche ist  voll mit Brotkrumen und Vogelfutter, die erstmal im ganzen Park verteilt werden müssen. Der Park liegt  direkt an der Straße, nur von einer kleinen Mauer umgeben. Da Raj meint, er würde nicht alleine über die Mauer kommen, muss ich ihm eine Hand geben. Die Mauer ist ca. 30cm hoch. Unser Weg führt uns weiter zur Station, zu einem Pub (Raj hat nicht genug Geld für das Ticket und wir mussten erstmal nen Bankautomaten suchen) und wieder zur Station.

Als wir dann endlich am Strand ankommen (mittlerweile ist es fast fünf) und uns erstmal hinsetzen besteht Raj darauf mir eine Massage zu geben. Worte lassen ihn nicht davon abbringen, er schnappt sich einfach meinen Arm und fängt an wie wild rum zu kneten. Kurze Zeit später klemmt er meinen Rücken zwischen seinen Beinen ein und versucht meinen Kopf zu massieren. Ich reiße mich los und erkläre ihm, dass ich unbedingt ins Wasser muss.

Nach einiger Zeit alleine in den Wellen (Raj hat keine Lust auf Wasser), was wahnsinnig Spaß gemacht hat, geh ich zurück zu unserem Platz und sehe, wie mein Gefährte nur in Unterhose und Hemd auf der Treppe sitzt. Er hat es sich anders überlegt und will doch mal zum Wasser schauen. Also Hemd in die Unterhose gesteckt und diese über den Bauchnabel gezogen und los geht’s. Ich biete an auf die Klamotten aufzupassen.

Wenige Augenblicke später kommt er auch schon wieder. Nicht nass, dafür mit einem Fußball, den er zwei Schweizern abgeschnackt hat. Wir vier spielen eine Runde Beachfußball, Raj versucht immer wieder Volleyballtricks einzubauen und ich entscheide, dass es langsam auch kalt wird. Kurz nach Sieben steigen wir dann auch wieder in den Bus zurück zum Hostel. Wo ich dann erstmal einen trinken muss.

Kurze Zeit später kommt Raj zu mir und bietet mir Abendbrot an. Ich habe schon gegessen, lehne dankend ab.


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