Ein komisches Volk

Backpacker sind eine ganz besondere Personengruppe. Zwischen 18 und sagen wir mal 35 Jahre alt. Irgendwo zwischen Schule und Beruf. Multinational. Auf der Suche nach Erfahrung, Spaß und Thrill. Auf einem recht bescheidenen Budget. Und in keinster Weise rational.

Man spart an jeder Ecke. Bei Hostels und Transport wird auf jeden Dollar geachtet. Es wird auf alles verzichtet, was nur einen Cent mehr kostet. Essen nur in den billigsten Fastfoodplätzen, meistens wird aber selbst gekocht. Für ein kostenloses Abendessen geht man durch die komplette Stadt und steht 30 Minuten an.

Und das gilt nicht nur fürs Essen. Auch für freies Internet – und seien es nur 15 Minuten – werden Wanderungen und stundenlange Wartezeiten in Kauf genommen.

Bei der Unterkunft werden alle Standards zu Hause gelassen. Man verzichtet auf Klimaanlage und teilt sich ein Badezimmer, das womöglich ein paar Gehminuten vom eigenen Zimmer entfernt liegt, mit einer Hundertschaft anderer Backpacker und so manchem Getier.

Mit dem Untergang der Sonne verschwindet aber auch diese Bedachtheit. Trinkt man tagsüber Leitungswasser, weil es ja fast einen Dollar pro Liter spart, so gibt es nachts nur Bier – für mindestens drei Dollar das Glas. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, klappert man zu später Stunde noch einmal alle Fastfoodläden ab um das tagsüber gesparte Geld in einen Mitternachtssnack zu investieren, von dem man weiß, dass er einen nicht satt machen wird und man keine zehn Minuten später das Gleiche erneut bestellen wird.

Und das ist nicht das Einzige, was gegen die Logik läuft. Fragt man Backpacker, warum sie reisen, so hört man meistens “Spaß”, “Leute kennen lernen” und “was Neues sehen”.

Warum verbringt man dann aber die wenigste Zeit an den wirklich schönen Orten. Zwei Tage an diesem klasse Strand, ein Tag an jenem paradiesischen Ort, ein paar Wochen inner Stadt. Dafür brauch ich doch nicht reisen. Inner Großstadt kann ich auch zu Hause rumhängen. Trotzdem sind die meisten Backpacker nur einen Bruchteil ihrer Reise an den wirklich fantastischen Plätzen.

Ich gehör natürlich auch zu dieser Gruppe. Was das genau für mich bedeutet? Dass ich jetzt eine Ewigkeit hier in Cairns tumhocken kann.  Gibt hier kaum was zu machen und doch ist es der Ort an der Ostküste, wo ich wahrscheinlich am längsten mich aufhalten werde.


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