Nicht schlapp machen

Verreisen kann mehr Anstrengung als Erholung sein. Ich bin erleichtert, die letzten Tage überstanden zu haben…

Abgesehen von einer alten Mine hat Midelt nicht allzu viel zu bieten und wir entscheiden uns, die Zeit bis zum Nachtbus – spart die Kosten einer Übernachtung – durch ausgelassenes Essen und Fußball schauen in einer Bar zu überbrücken. Auf dem Weg zum Bus scheint sich diese Idee aber als unklug zu erweisen.

Während der fünf Stunden langen Fahrt kann ich keine Sekunde ein Auge zudrücken. Ich bin über jede der vielen Pausen dankbar, da ich mich kontinuierlich übergeben muss. Eingepfercht in die engen Sitze des Buses und verstärkt durch die Lebensmittelvergiftung schmerzt jede Faser meines Körpers. Alle Lichter scheinen mich zu blenden, ich kann das Ende der Fahrt kaum erwarten.

Die Jugendherberge vor der wir sitzen öffnet erst in 2 Stunden nur um uns zu sagen, dass sie komplett ausgebucht sei. Wir machen uns erneut auf die Suche nach einer Unterkunft und ich stimme jedem Preis zu, nur um endlich eine Möglichkeit zu haben, Ruhe zu finden.

Fast 24 Stunden nach Beginn der Übelkeit und nach ausgiebigem Erholen machen wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen. Erneut lasseich mich alles gefallen nur um einen kurzen Moment Ruhe zu genießen und wir werden von einem Säufer in eine jüdische Bar gezerrt, die angeblich auch Essen reicht. Während der Betrunkene, scheinbar eine einflussreiche Person im Viertel, einen anwesenden Geigenspieler zu einem polkaähnlichen Stück nötigt, sitze wir in einem Drecksloch und warten auf das Essen. Unter dem scheinbaren Herrscher des Slums weicht die anfänglich ruhige Stimmung immer mehr einer abwartend aggressiven. Manche Momente würden perfekt in meinen wohl nie verwirklichten Film passen. Dies wäre das tragische Ende meines Protagonisten, wie er von einem besoffenen Mafiaboss in einem unnötigen Handgemende bei Regen und Geigenspiel auf offener Straße erstochen wird. Die Kamera entfernt sich in die Höhe und man sieht, wie der Regen das Blut von seinem leblosen Körper hinweg die Straße hinunter spült. Es fehlen Regen und Blut.

Den nächsten Morgen gibt es endlich wieder etwas gutes zu Essen und mein Körper streubt sich endlich nicht mehr gegen jedwede Form der Nahrung. Es ist wieder Kraft vorhanden um die Reise fortzusetzen.

Wir fahren mit dem Zug nach Meknes und während Robin seine Reise zurück nach Deutschland antritt bewege ich mich in Richtung Meer. Weiter gehts.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

3 Antworten zu „Nicht schlapp machen“

  1. Avatar von Pia
    Pia

    Ohje, das klingt gerade echt übel – entschuldige das Wortspiel ;). Wo gehts als nächstes hin?
    Nach einer weiteren Wanderung über den (fast) kompletten Walk Of Fame müssen wir jetzt irgendwie noch 2 Stunden tot schlagen bis es zum Flughafen und Richtung Fiji-Inseln geht. Dir noch eine angenehme und vergiftungsfreie Reise und bis bald 🙂

  2. Avatar von Robin
    Robin

    Grüß Dich Reisepartner!
    Bin gut zu Hause angekommen. Der Zug ist bei gefühlten 30 km/h doch noch in Marrakesh angekommen. Dort habe ich noch gut gefrühstückt und dann einen Bus zum Flughafen genommen. Linie 18 kostet nur 3,5 statt 20 DH, weil sie nicht direkt fährt sondern einen oder zwei Zwischenhalte hat. Am Flughafen habe ich noch Laura und Adriano getroffen. Schöne Grüße und Gute Besserung von beiden!
    Ich beginne morgen mal die knapp 1100 Photos auszuwerten. Leider müssen wir ja unseren Bademodenkalender auf ein anderes Mal verschieben.

  3. Avatar von jasper

    Hey, freut mich zu hören, dass du alles gut überstanden hast! Auf die auswertung der Fotos freu ich mich auch schon. Genau wie auf die anstehenden Busfahrten… du kannst sagen was du willstm aber Zug ist immer noch geiler als Bus… 😀
    PS: Ich musste unseren Plan abbrechen. Angst vor weißer Haut. Besser um Weihnachten rum…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert