Schrei

Wir liegen auf nacktem Gestein, meterehohe Waende bilden unser Gefaengnis, jeder Klang hallt tausendfach wider, in der Ferne hoert man Wassermassen. Orientierungslos…

Nach den letzten Tagen der Anstrengung wollen wir eigentlich ein letztes Mal hinaus in die Berge. Das Taxi, welches uns dorthin fuehren soll, ist jedoch auf unbestimmte Zeit im Parkplatz gestrandet. Nach Ewigkeiten des Wartens beschliessen wir, uns einen erholsamen Nachmittag zu goennen und ein lokales Hammam zu besuchen.

Entkleidet bis auf die Unterwaesche werden wir durch mehrere kahle Raeume gejagt, bis wir das komplette Badehaus gequert haben. Dampf umgibt unsere Koerper, jedes Gerausch wird von allen Waenden reflektiert. Nach wenigen Momenten werden wir aus unserer Ecke, in die wir uns kauerten, gerissen. Nicht wissend, was uns bevorsteht, leisten wir den schroffen Anweisungen folge und legen uns auf den nackten Stein. Direkt werden unsere Koerper mit beinah kochendem Wasser ueberschuettet und mit sandpapieraehnlichen Handschuhen abgerieben. Von saemtlichen alten Hautschuppen befreit werden wir auf dem Boden umhergewirbelt und flinke Haende greifen unsere Gliedmaßen. Wir werden gestreckt, gedehnt und verbogen. Unser Baender bis zum Zerreißen gespannt. Mit Schreien versuchen wir diese Tortur zu stoppen. Erfolgslos.

Die einzigen Worte die den Raum verlassen und gespenstisch widerhallen sind die des Meisters:

ça va?

très bon


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Kommentare

Eine Antwort zu „Schrei“

  1. Avatar von Louisa
    Louisa

    Erst denkt man, ihr seid in einer gruseligen Schlucht, dann in einem Folterbadehaus. 😉 Konnte man dennoch entspannen?

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