Einmal alles bitte – Salkantay Trek

Nach einigen Tagen der Aklimatisierung bin ich von Cusco zu der ersten großen Wanderung aufgebrochen. Da ich leider niemanden im Hostel begeistern konnte mich zu begleiten, ging es früh morgens alleine mit dem Bus nach Mollepata und von dort direkt auf die Strecke. Jeder Tag der Wanderung ist komplett anders, weswegen ich hier einfach mal Tag für Tag meine Eindrücke notiere.

Tag 1: Cusco – Mollepata – Soraypampa

In einem Sammeltaxi in der Nähe meines Hostels geht es um 4:30 los zum Start der Strecke in Mollepata. Neben mir im Bus sitzen einige andere Wanderer, da aber alle noch zu müde zum reden sind schlafen wir lieber. Gegen 7 sind wir am Start der Strecke und wandern in kleinen Gruppen los.

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Zusammen mit einem Pärchen aus Spanien und Kolumbien spazieren ich entlang einer Bergkette langsam immer höher. Nebenbei versuchen die beiden mir alle Feinheiten der spanischen Sprache beizubringen. Wäre ich ein besserer Schüler hätte ich etwa 100 Vokabeln und zwei neue Zeitformen lernen können.

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Der erste Tag führt uns durch recht offene Wälder oberhalb eines Tals direkt zum Berg Salkantay. Nach etwa vier Stunden erhaschen wir den ersten Blick auf die schneebedeckten Gipfel einiger niedrigerer Berge und kurz darauf erblicken wir auch zum ersten mal den dominierenden Salkantay. Es fühlt sich einfach monumental an, nach langer Zeit in den flachen Hügeln plötzlich vor diesen beeindruckenden Bergen zu stehen. Wir wandern immer weiter ins Tal hinab um schlussendlich am Fuße des Berges die ersten Campingplätze zu erreichen.

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Es wird langsam dunkel, aber da das Pärchen einen Tag weniger als ich hat, entscheiden sie sich dazu, etwas näher am Berg zu campieren. Wir verabschieden uns und ich schlage mein erstes Lager in Soraypampa auf. Dort treffe ich direkt auf das nächste Pärchen, diesmal aus den USA, mit denen ich den kommenden Tag verbringen werde.

Gemeinsam betrachten wir die zum Sonnenuntergang rot glühenden Berggipfel und anschließend den überwältigenden Sternenhimmel, bevor es nach einem kurzen Aufstocken der Vorräte am lokalen Kiosk zur ersten Nacht ins Zelt geht.

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Tag 2: Soraypampa – Salkantay Pass – Collipapampa

Mit dem ersten Sonnenlicht um kurz vor fünf stehen wir auf und verwöhnen uns zum Frühstück direkt mit Rührei. Ich selbst habe um Gewicht zu sparen keinen Kocher dabei, sondern plane, die kommenden Tage nur von Nüssen, trockenen Früchten, Brot und Käse zu leben. Eine warme Mahlzeit kommt daher einem wahren Luxus gleich. Nach dem Frühstück und Zusammenbau der Zelte geht es direkt an den Aufstieg, der uns heute direkt auf den etwa 4600 m hohen Salkantay Pass führen soll. Durch den zuziehenden Himmel haben wir immer seltener direkten Blick auf den Berg. Je näher wir ihm kommen, desto mehr Wolken umspielen den Gipfel. Aus der Ferne ließ sich das Ausmaß besser erkennen, je näher und somit auch höher wir kommen, desto mehr spüren wir es aber. Nach etwa vier Stunden kontinuierlichen Anstieges sind wir bereits am höchsten Punkt der Wanderung und bewundern den immer wieder aufblitzenden Gipfel. Nach kurzer Rast geht es leider auch schon wieder an den Abstieg, da noch eine weite Strecke vor uns liegt.

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Während des Weges hinab wird der Wind immer stärker und es kommt stellenweise zu stärken Schauern. Trotz allem ist das Wetter aber viel besser als ich erwartet hätte. Durch den starken Gegenwind wechseln sich extreme Nebelfelder und strahlender Himmel in ständigem Wechsel ab. Entsprechend können wir immer wieder das komplette Tal überblicken.

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Wir durchqueren erneut verschiedene Dörfer entlang der Flüsse die das Tal hinab führen und in mitten riesiger Hochebenen liegen. Da an diesem Tag ich derjenige mit dem engeren Zeitplan bin, verabschieden wir uns im Laufe des Nachmittages und ich setze meine Reise nach Collipapampa, einem kleinen Dorf in einer Biegung des Tals, fort.

 

Tag 3: Collipapampa – La Playa – Llactapata

Der dritte Tag führt zwar nicht soweit hinauf wie bei der Überquerung des Salkantay Passes, aufgrund der Länge der Strecke und einem extremen Anstieg zum Ende des Tages breche ich dennoch früher auf als gestern. Die erste Hälfte der Strecke, die auf nur etwa 2000 m Höhe verläuft, führt mich entlang eines riesigen Flusses mitten durch den Regenwald. Nach einem gemütlichen Anfang mit sehr gutem Wetter entpuppt sich jedoch sehr schnell, woher diese Art von Wald seinen Namen hat. Die nächsten drei Stunden meiner Wanderung regnet es ununterbrochen und ich beginne diesen Wald zu verfluchen. Selten habe ich so viel mit mir selbst geredet und noch seltener derart viele Kraftausdrücke verwendet.

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Auf meinem Weg nach La Playa, dem angeblich größten Ort hier in der Umgebung beginne ich immer mehr vom Ausmaß der Ortschaften zu phantasieren. Ich male mir riesige Häuser, Hotels und Cafés aus. Alles wunderbar beheizt, mit Kamin und warmem Essen. In jedem Ort aus Wellblechhütten wird meine Hoffnung aufs neue enttäuscht. Für den nächsten, größeren Ort hoffe ich jedoch ununterbrochen dasselbe…

Ich warte das Ende des Regens in La Playa ab, bereits kurz davor den Tag hier schon zu beende und auf eine Übernachtung in Llactapata, dem ersten Punkt mit Blick auf Machu Picchu, zu verzichten. Kurz danach klart der Himmel jedoch ebenso spontan wie er zugezogen ist wieder auf und ich kann meine Reise fortsetzen.

Bereits kurze Zeit später, ich habe über 50 Prozent der Strecke aber nahezu null Prozent der Höhendifferenz hinter mir, verfluche ich auch diesen Wetterumschwung, da er bedeutet, dass ich die etwa 800 Höhenmeter bei brutaler Hitze und ohne Schatten bewältigen darf. Selten kam mir eine so kurze Strecke so anstrengend vor. Der Schweiß tropft mir von der Stirn und ich prüfe etwa alle fünf Minuten mein GPS, in der Hoffnung dass auf magische Weise der blaue Punkt der meine Position darstellt direkt am Ziel angezeigt wird. Fotos mache ich hauptsächlich um meine vielen pausen zu rechtfertigen. Auf den letzten 200 Höhenmetern mache ich etwa alle 50 eine Pause. Jedes mal wenn ich den Rucksack wieder aufsetze bereue ich diesen Weg gegangen zu sein.

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Endlich oben angekommen erwartet mich jedoch der versprochene Blick aus der Ferne auf Machu Picchu. Er ist definitiv die Mühen wert. Auf dem Zeltplatz beobachte ich die Besitzer bei dem ausbuddeln einer vergebenen Garkammer aus Stein und Holz. Dort haben scheinbar über den ganzen Tag verschiedene Gemüse- und Fleischsorten langsam vor sich hin gegart. Ich frage sie, ob ich vielleicht eine Kleinigkeit erstehen könnte und bekomme einen Teller randvoll mir Fleisch und Gemüse. Ich esse ihn mit direktem Blick auf Machu Picchu und begebe mich anschließend in den wohlverdienten Schlaf.

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Tag 4: Llactapata – Hidroeléctrica – Aguas Calientes

Der letzte Tag ist der mit Abstand entspannteste. Ein Großteil der Strecke ist geschafft und es geht generell auch nur noch bergab. Ich stehe etwas später auf und beginne den Tag mit dem bisher besten Kaffee in Peru und dem morgendlichen Blick auf die Ruinen von Machu Picchu. Eine größere Gruppe Australier startet kurz vor mir und wir unterhalten uns während des Abstiegs über verschiedene Ausflugsziele an der Westküste. Man lernt nie aus.

In hidroeléctrica angekommen führt die Strecke die letzten drei Stunden entlang einer Eisenbahnstrecke hin zu Aguas Calientes, der Stadt zu Fuße Machu Picchus. Eine sehr langweilige Strecke, nach den Strapazen der letzten Tage jedoch eine willkommene Erholung. Lediglich der Einlauf in Aguas Calientes ist sehr enttäuschend, da hier scheinbar das Disneyland Perus errichtet wird. Unzählige Baustellen zieren die Innenstadt und ein überteuerter Touristenshop reiht sich an den nächsten. Ich suche mir ein abgelegenen es Hostel und lasse den Tag ruhig bei einem Reisgericht auf der Straße ausklingen.

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