Happy place

Nach lediglich zwei Tagen in Bariloche geht es weiter nach El Bolsón. See tauscht gegen Berge, Touristen gegen Hippies, Disneylandatmosphäre gegen das Gefühl unter Aussteigern zu sein.

El Bolsón ist alles was Bariloche fehlt. War es gestern noch Pauschaltourismus, so hat man hier das Gefühl im wahren Patagonien zu sein. Alles scheint echter zu sein. Selbstverständlich wird auch hier viel Geld mit Tourismus verdient, aber die Stadt scheint sich dafür nicht komplett zu verbiegen. Sollte ich meinen Lebensabend im Ausland verbringen, El Bolsón wäre eine Topwahl.

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Meine erste Tour hier führt mich zu den cascadas escondía, den versteckten Wasserfällen. Mir wurde der Weg zwar erklärt, ein wichtiges Detail hab ich dabei allerdings scheinbar überhört. Ich kann mich lediglich erinnern, auf dem Friedhof links abbiegen zu müssen. Das mache ich allerdings um einiges zu früh und befinde mich kurze Zeit darauf direkt vor einer nahezu senkrechten Steinwand. Pfade und Trittspurenhier lassen mich in dem Glauben, auf dem richten Weg zu sein. Erst als ich etwa 50 m über dem Friedhof an der Wand hänge, wage ich meine Entscheidung zu bezweifeln. Es geht kaum noch vor oder zurück. Jeder Schritt birgt die Gefahr in die Tiefe zu stürzen. Direkt über dem Friedhof. Ein schlechtes Omen? Ich wünsche mich überall hin, nur weg. Ich will an meinen happy place.

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Literweise Schweiß später habe ich es auf den Gipfel geschafft. Ihren Namen haben dir Wasserfälle redlich verdient. Der bereits beschrittene Weg stellt das Ausmaß der Wasserfälle auch beinah in den Schatten. Mir graust es bereits vor dem Weg zurück. Lediglich die vielen Familien machen mich stutzig. Gibt es womöglich doch einen zweiten Pfad? Ich prüfe nochmals die aushängenden Karten, komme jedoch tatsächlich aus der ausgewiesenen Richtung. Auf geht’s.

Je näher ich den Klippen komme, desto schwitziger werden meine Hände. Wie soll ich da bitte noch einmal lebend runter kommen? Ich folge den Spuren, ab und zu kommen mir Leute entgegen. Mein Puls steigt, die Sorgen wachsen. Wieder wäre ich gern woanders. Bis ich mich tatsächlich auch auf einem anderen Weg wiederfinde. In Windeseile führt dieser mich hinunter zum Ende des Friedhofs. El Bolsón ist doch mein happy place.


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