Läuft

Nach einer zweiten Ewigkeit den Pass hinunter erreichen wir endlich unser Ziel. Die Amerikaner sind nach ruhigem und anstrengendem Weg zum Camp nun langsam in Feierlaune. Nach über einer Woche ist heute ihre letzte Nacht. Sämtliches Essen kann aufgebraucht werden und die nächste Nacht im Hotel ist zum Greifen nah. Mich ereilt das Glück, ihre nicht genutzten Vorräte zu bekommen. Nach den Haferflocken der vergangenen Mahlzeiten scheinen nun die fette Tage auf mich zuzukommen. Am Ende wird alles sogar noch mit Wein und Whisky begossen. Weihnachten ist dieses Jahr eineinhalb Wochen früher.

4. Tag

Es geht früh raus, aber später als die Mädchen einer anderem Gruppe, die ich am Vorabend noch getroffen habe. Die Amerikaner schlafen heute aus und ich wandere zusammen mit dem Briten, der damals schon mit mir im Hostel in Cusco war (überall trifft man dir selben Leute), los.

Recht schnell erreichen wir das erste Camp, wo wir auch wieder auf die Mädels treffen. Die ziehen zuerst los, der Brite startet nach mir. Er will sich mehr Zeit lassen. Ich rase los, mein Ziel heute ist die Strecke zum nächsten Camp plus dem Valley Frances, einer kleinen Tagestour. Damit kann ich morgen direkt weiter zum Torres und der Tripp wird ein zeitlichen Meisterwerk. Etwas später hole ich die Mädels ein, die aber auch mehr Zeit haben. Noch vor 14 Uhr erreiche ich den Zeltplatz, baue schnell auf und bin bereit für die Tagestour. Auf dem Weg hoch treffe ich direkt noch ein schottisches Pärchen, das mir ebenfalls unzählige Male in Patagonien über den Weg gelaufen ist, unterhalte mich kurz und ziehe weiter. Langsam merke ich die Strapazen der vergangenen Tage. Jeder Schritt schmerzt doppelt. Zum einen tun meine Füße und Beine inzwischen doch weh, zum anderen weiß ich dass der komplette Weg auch wieder herunter gegangen werden muss…

Ich bin nur noch im Automatikmodus. Wie in Trance stapfen ich weiter. Weder Körper noch Geist sind noch wirklich auf der Höhe. Nach einer Ewigkeit bin ich oben, wo bereits ein weiterer Amerikaner, mit dem ich auf dem Weg bereits kurz gesprochen habe, die Aussicht genießt. Leider zieht der Himmel langsam zu. Er will los, wir teilen uns aber noch schnell sein Bier und meine Coke. Danach gibt’s noch einen Schokoriegel. Das beste Essen, das ich seit langem hatte. Wieder mit den wichtigsten Nährstoffen und Koffein versorgt geht es an den Abstieg. Auch der erweist sich gegen Ende als Zerreißprobe. Kann mein Glück kaum fassen, als ich endlich das Camp erreiche. Nach einem Tee mit der Gruppe Mädchen geht es auch direkt ins Bett…

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