So nah und doch so fern

Man ist in der Lage die innigsten Verbindungen zu Menschen aufzubauen, die man kaum kennt. Nach einigen Stunden, in denen man immer wieder das selbe Auto sieht, kommt echter Abschiedsschmerz auf, wenn einer die Autobahn verlässt. In Western Australia erreicht dies ein völlig neues Level.

Das erste Mal sind sie uns zwei Tage nach Perth aufgefallen. Das bunte Auto mit den Flintstones auf der einen Seite. Sie zelten etwa 100 Meter neben uns auf einer riesigen Rest Area. Ein blondes Pärchen in einem großen Van. Am kommenden Tag sehen wir ein ähnliches Auto mit dem Krümelmonster auf der Seite. Wir überholen es an irgendeinem Parkplatz auf halber Strecke zum nächsten Ort. Es dauert uns einige Zeit, bis wir erkennen, dass beides das gleiche Auto ist. Aber einmal drauf aufmerksam geworden, sehen wir die unbekannten Blonden immer wieder. Wie zwei Agenten scheinen sie uns die Küste hinauf zu folgen

Gleiches gilt für einige andere Fahrzeuge samt Reisenden. Aktuell ist Nebensaison, weswegen nicht viele Leute unterwegs sind. Viele Raststätten sind eher leer, weswegen jeder irgendwie ins Auge sticht. Manche sieht man an jedem Aussichtspunkt, andere auf den Zeltplätze, wieder andere beim Tanken. Immer sind es nur kurze Momente. Man fährt sich entgegen; steigt aus, während die anderen einsteigen: baut das Zelt auf, wo andere bereits waren. Es ist ein angenehmes Gefühl, seine anonymen Reisefreunde immer in der Nähe zu wissen. Leider entscheiden wir uns zu spät, diese Anonymität zu brechen.

Nach unserer Reise entlang der Küste entscheiden wir uns, weiter ins Landesinnere zu fahren und einen der berühmtesten Nationalparks zu besuchen. Auch im Karijini sehen wir mit den Flintstones geschmückten Türen. Allerdings gehen wir erneut in entgegengesetzte Richtungen. Morgen reden wir mit ihnen. Wenn jemand so lange Zeit das exakt gleiche wie man selbst macht, dann kann er nur sympathisch sein. Bestimmt laufen wir uns wie fast jeden Tag zuvor erneut über den Weg. Leider scheint der Nationalpark im Norden allerdings der letzte Ort unserer Route zu sein, der dem Standardmuster anderer Touristen entspricht. Sobald wir die Reise in den Süden antreten und die Touristenrouten verlassen ist es auch Schluss mit den Bekanntschaften. Das Bild der ewig wiederkehrenden Freunde wird getauscht gegen eine endlose Flut an Trucks. Und wir konnten weder Hallo noch Tschüss sagen.


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